Zum Ordenszeichen:
Bei der Gestaltung des Verdienstordens wurden die Farben der Bundesrepublik verwendet und die Form des Kreuzes gewählt, um die Verbundenheit mit dem Christentum zum Ausdruck zu bringen. Um dem Verdienstorden eine hoheitliche Stellung zu verleihen, wurde im Zentrum der Bundesadler als Medaillon verwendet. Auf eine Ordensdevise wurde verzichtet.  
 
Das Bundesverdienstkreuz wurde von Herrn Dr. Otto Friedrich Neubecker entworfen und zusammen mit Herrn Paul Preuß von der Firma Steinhauer & Lück in Lüdenscheid entwickelt. Herr Dr. Neubecker war bedeutender Heraldiker des 20. Jahrhunderts. Herr Dr. Neubecker hat auch den Verdienstorden vom Deutschen Adler mitgestaltet. Herr Dr. Neubecker wurde am 22.03.1908 in Berlin Charlottenburg geboren. Er studierte Rechtswissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte in Genf, Heidelberg und Berlin. Dr. Neubecker war von 1927-1933 Mitarbeiter im Amt des Reichskunstwarts, dann als freier Heraldiker tätig. Er hat zahlreiche Aufsätze zu Themen der Staats-, Kommunal- und Familienheraldik, Insignologie, Vexillologie und Ordenskunde veröffentlicht. Mit Dr. Klietmann, mit dem er zusammen gearbeitet hat, gab er das Ordenslexikon heraus. Herr Dr. Neubecker ist am 08.07.1992 in Wiesbaden verstorben.  Herr Dr. Neubecker war Inhaber des Verdienstordens am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik. Herr Dr. Klietmann, der mit der Firma C.E. Juncker in Zusammenhang stand, hatte auch einen kleinen Einfluss auf die Entwicklung der Ordenszeichen. So kam es, dass zu Beginn auch die Firma C.E. Juncker in Berlin den Verdienstorden herstellte. Herr Dr. Klietmann wurde am 12.12.1910 in Jüterbog geboren. Nach dem Studium in Berlin, war er Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Zeughaus Berlin sowie von 1937-1939 Assistent am Märkischen Museum. Herr Dr. Klietmann brachte zahlreiche insignologische Veröffentlichungen heraus. Neben dem vereidigten Sachverständigen für Orden und Ehrenzeichen, war er auch Direktor des Institutes für wissenschaftliche Ordenskunde. Herr Dr. Klietmann ist am 14.10.1990 in Berlin verstorben. Herr Preuß von der Firma Steinhauer & Lück, war vor allem für die technischen Vorbereitungen verantwortlich, ihm kann man die jetzigen Maße der Ordenszeichen zusprechen. Nach dem Einholen der Entwürfe und Musterstücke wurde der Entwurf vom Bundespräsidenten genehmigt. Der ehemalige Leiter der Ordenskanzlei Gustav-Adolf Funke war zur Zeit der Stiftung des Verdienstordens Amtsrat im Bundespräsidialamt. Er und Herr Preuß kannten sich aus früheren Jahren. So ist auch verständlich warum von Anfang an die Firma Steinhauer & Lück die Verdienstkreuze produziert hat. Man bezog sich auf Herrn Preuß. Von da an lag die technische Durchführung zur serienmäßigen Herstellung der Verdienstorden bei Herrn Preuß in Lüdenscheid. Es existieren starke Parallelen zum Verdienstorden vom Deutschen Adler, auf die später noch eingegangen wird. Die Parallelen erstrecken sich auf die Auszeichnung selbst, als auch bei dem Wortlaut beider Statuten, sowie bei der Entwicklung der Klassen- bzw. Stufeneinteilung. Diese Parallelen sind verständlich, da zwischen den beiden Statuten nur sieben Jahre liegen. Als 1950 der Herr Bundespräsident entschied eine nationale Auszeichnung zu schaffen, waren die Bedingungen nicht einfach. Man bezog sich seinerzeit auf Personen die sich mit der praktischen Durchführung auskannten. Und das wahren nun mal Herr Dr. Neubecker und Herr Preuß. Die These, dass sich Theodor Heuss mit der Gestaltung des Verdienstordens selber befasst hat, ist gut möglich.

Dr.Ottfried Neubecker 1908-1992
Dr. Otto Friedrich Neubecker.
 
Zum Medaillon:
Das Medaillon im Zentrum des Verdienstkreuzes mit dem Bundesadler, hat der Grafiker und Heraldiker Sigmund Franz Xaver Wilhelm Otto von Weech 1920 entworfen. Herr von Weech wurde am 16.05.1888 in Landsberg am Lech geboren. Er studierte Architektur in München und besuchte nebenbei die Kunstgewerbeschule. Gleichzeitig war er als freier Grafiker tätig. Herr von Weech hat den Reichsadler der Weimarer Republik in sechseckiger Stilisierung entworfen, die amtlichen Vorlagen für Siegel der Reichsbehörden, und den Adler im Wappen der Bundesrepublik Deutschland.
Sigmund von Weech ist am 27. Oktober 1982 in München verstorben. Die Hoheitszeichen der Weimarer Republik sind bis auf sehr wenige Ausnahmen von der Bundesregierung 1950 übernommen worden. So kam es, dass der Adler für das Medaillon nicht neu entworfen wurde, sondern aus der Weimarer Zeit übernommen wurde.

Adler
Das Medaillon im Detail


Zu den Ordenssternen:
Die Formen der Ordenssterne wurden nicht neu entworfen, sondern von ehemaligen Deutschen Orden wieder verwendet. Im Einzelnen: Der Stern zur Sonderstufe ist wie fast alle ehemaligen Großkreuzsterne der Bundesstaaten der Kaiserzeit achtstrahlig.
Der Stern zum Großkreuz gleicht dem Stern der zweiten Klasse des Deutschen Adlerordens. Hier sind die Maße (5cm im Durchmesser kleiner) und die der Sternauflage gleich. Diese sechszackige Form hat es in der Kaiserzeit bei dem Stern der Komture des Königlichen Hausordens von Hohenzollern gegeben. Die Form des Sterns zum Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband findet man bei dem Sächsischen Orden vom Weißen Falken, zweite Ausgabe (1815-1918), Bruststern zum Kommandeurkreuz ab 1870, bei dem Herzoglich Sachsen- Ernestinischer Hausorden zweites Modell (1864-1935), Bruststern zum Komturkreuz, und bei dem Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes Ausgabe 1937-1939, Bruststern zum Großkreuz wieder. Die Form des Sterns zum Großen Verdienstkreuz mit Stern findet man bei dem Preußischen Roten Adler Orden zweite Klasse viertes Modell (1854-1918), Bruststern zur zweiten Klasse, bei dem Preußischen Kronen Orden erstes und zweites Modell zweite Klasse, Bruststern zum Kreuz zweiter Klasse, und bei dem Großkreuz des Ordens Pour le Merite wieder. Hier mal einige Vergleiche:

SAO Sonder
Stern zum Schwarzen Adler Orden (Königreich Preussen) und zur Sonderstufe des Großkreuzes (Bundesrepublik Deutschland).

Vergleich1 Vergleich2
Stern zum Großkreuz in besonderer Ausführung (Bundesrepublik Deutschland) und zur 2. Klasse des Deutschen Adler Ordens (Deutsches Reich).

Stern1 Stern2
Stern zum Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband (Bundesrepublik Deutschland) und zum Großkreuz des Ehrenzeichens des Deutschen Roten Kreuzes Ausgabe 1937-1939 (Deutsches Reich) in der Form des Ordensgesetzes von 1957.

 

PLMGK Stern
Stern zum Großkreuz des Ordens Pour le Merite (Königreich Preussen) und zum Großen Verdienstkreuz mit Stern (Bundesrepublik Deutschland).


Zu den Bändern:

Bei den Ordensbändern des Verdienstordens wurde auf Gestaltung und Form der Bänder des Deutschen Adlerordens zurückgegriffen. Bei der Farbgebung wurden die jeweiligen Nationalfarben verwendet. Geringfügige Unterschiede gibt es in der Breite und bei den Abständen im Bereich des Saumes, so zum Beispiel bei der Sonderklasse des Deutschen Adlerordens und der Deutschen Verdienstmedaille. Der einzige richtige Unterschied besteht zwischen den Schulterbändern der ersten Klasse des DAO und zum Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens. Im Einzelnen: Das Schulterband der ersten Klasse des DAO hat einen weißen Längsstreifen durchlaufend und ist nur 90mm breit, der Saum ist nur zweireihig (weiß/schwarz). Das Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik ist dagegen 100mm breit und hat keinen Längsstreifen. Da man wahrscheinlich doch keine zu große Ähnlichkeit mit dem Deutschen Adlerordens haben wollte, entschied man sich das Großkreuzband zu belassen (Saum, Breite und Farbgebung) und zur Unterscheidung der Bänder bei der Großkreuzschärpe des Verdienstordens die Bundesadler einzuweben. Das Einweben der Hoheitszeichen in ein Schulterband wurde auch bei dem Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft praktiziert. Durch das Einweben der Hoheitszeichen wurde die Wertigkeit des Preises deutlich angehoben.

Gegenüberstellung der Stufen- und Klasseneinteilung des Bundesverdienstkreuzes und des Deutschen Adlerordens nach dem Stand der ersten beiden Statuten:

Deutscher Adlerorden (01.05.1937)

Großkreuz
Verdienstkreuz mit dem Stern
Verdienstkreuz erster Stufe
Verdienstkreuz zweiter Stufe
Verdienstkreuz dritter Stufe
Deutsche Verdienstmedaille

Bundesverdienstkreuz (07.09.1951)
Großkreuz
Großes Verdienstkreuz mit Stern
Großes Verdienstkreuz
Verdienstkreuz
Verdienstkreuz am Bande

Gegenüberstellung der Stufen- und Klasseneinteilung des Bundesverdienstkreuzes und des Deutschen Adlerordens nach dem Stand der letzten beiden Statuten:

Deutscher Adlerorden (27.12.1943)

Goldenes Großkreuz (Sonderklasse)
Großkreuz
Erste Klasse
Zweite Klasse
Dritte Klasse
Vierte Klasse
Fünfte Klasse
Deutsche Silberne Verdienstmedaille
Deutsche Bronzene Verdienstmedaille

Bundesverdienstkreuz (08.12.1955)
Sonderstufe des Großkreuzes
Großkreuz
Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband
Großes Verdienstkreuz mit Stern
Großes Verdienstkreuz
Verdienstkreuz 1. Klasse
Verdienstkreuz am Bande
Verdienstmedaille
 
Wie zu Beginn der Statuten (Bundesverdienstkreuz 07.09.1951, Deutscher Adlerorden 01.05.1937) der beiden Orden, war auch die Stufen- und Klasseneinteilung eine Andere und hat sich im Laufe der Zeit weiter entwickelt beziehungsweise ergänzt. Man sieht an der Gegenüberstellung deutlich den ähnlichen Aufbau der Klassen beziehungsweise der Stufen beider Orden, (Fehlen der Sonderklasse/ Sonderstufe des Großkreuzes sowie eine Stufe zwischen Großkreuz und Großen Verdienstkreuz Komturkreuz). Weitere Ähnlichkeiten findet man bei den Textinhalten der Statuten. Interessant ist auch die Tatsache, dass im Entwurf des Statuts zum Verdienstorden, erst eine silberne und goldene Verdienstmedaille geschaffen werden sollte, dies aber nicht durchgeführt wurde. Diese Gegenüberstellung soll nur die Ähnlichkeit des Entwicklungsverlaufs beider Orden zeigen, die Einteilung geht natürlich aus den internationalen Einteilungen hervor. Der Beweis für die Vermischung der beiden Orden ist nicht von der Hand zu weisen. Dies ist einmalig in der Deutschen Ordensgeschichte. Es gab zwar in früherer Zeit Ordensentwicklungen die sehr bekannte Vorbilder hatten, aber bezogen sich diese Vorbilder hauptsachlich in der Einteilung der Stufen und der Gestaltung der einzelnen Klasseneinteilungen. Sie hatten aber vom Aussehen immer einen eigenen Charakter. Nicht so der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, in ihm sind viele Parallelen mit dem Verdienstorden vom Deutschen Adler zu entdecken. Es beweist aber auch, dass zu Beginn der Bundesrepublik Deutschland in fasst allen Bereichen, Altes mit Neuem verbunden oder übernommen wurde. Dies war zu der damaligen Zeit durchaus üblich und musste so durchgeführt werden, da ein schneller stabiler Aufbau der Verwaltung und der Regierung notwendig war. Die Alliierten hatten ein sehr großes Interesse daran.  Zum anderen war die Infrastruktur des Landes zusammen gebrochen, eine selbstständige Verwaltung gab es nicht mehr. Es musste von Grund auf neu angefangen werden. Es stellt sich natürlich die Frage, warum so viele Details des Verdienstordens vom Deutschen Adler übernommen wurden. Warum hatte man nicht den Mut etwas völlig Neues zu entwickeln. Die Vermutung liegt nahe, dass es in der Entwicklung und praktischen Durchführung sehr schnell gehen musste. Wenn man diesen einen Faktor betrachtet, scheint es nur logisch, dass die beiden Orden so stark ähneln. Man hatte bis dato keine Erfahrung mit dem Stiften und Entwickeln von Orden und Ehrenzeichen. Die Verantwortlichen aus der vorhergegangenen Regierung, beispielsweise Dr. Doehle und Dr. Meissner, standen nicht zur Verfügung. Man musste zwangsläufig auf alte Fundamente bauen. Vielleicht war aber auch die starke Sympathie, die der Verdienstorden vom Deutschen Adler gegenüber dem Ausland genoss, ein Grund für die Vermischung beider Auszeichnungen. So kam es bis Mitte der 60er Jahren vor, dass bei Staatsbesuchen die Delegation des Gastlandes, den Verdienstorden vom Deutschen Adler anlegte. Durch die Übernahme einiger vorhandener Komponenten, konnte man in Sachen Stiftung und Verleihung natürlich ein sehr schnelles Ergebnis erzielen. Ich möchte vermerken, dass ich nicht den Verdienstorden als Neuauflage des Deutschen Adlerordens sehe, mit kleineren Veränderungen, sondern ich möchte nur die Fakten darlegen. Das zu den beiden Auszeichnungen die eine und dieselbe Person herangezogen wurde um sie zu entwerfen, entspricht nun mal den Tatsachen. Ich möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass es keinerlei politische Verbindungen zum ehemaligen System (1933 - 1945) gibt. Der Deutsche Adlerorden als solcher ging auch nur von zwei ehemaligen Orden hervor, nämlich dem Schwarzen Adlerorden und dem Roten Adlerorden von Preußen. Somit ist fest zu stellen, dass die Formen der Stufen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland die Wurzeln in der Kaiserzeit hat und nicht im Dritten Reich. Der Deutsche Adlerorden war keine Parteiauszeichnung. Er trug lediglich die damals geltenden Hoheitszeichen (hätte im Dritten Reich das Hakenkreuz nicht existiert, sonder irgendein anderes Symbol, wäre dieses zwischen den Kreuzarmen gewesen). Die Ähnlichkeit ergibt sich aus der Situation. Das Aussehen der Stufen des Verdienstordens ist eine Mischung aus 300 Jahren Auszeichnungsgeschichte Deutschlands.

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